3.16 : Visuelle Agnosie

Die visuelle Agnosie ist eine Erkrankung, die durch die Unfähigkeit gekennzeichnet ist, visuell dargestellte Objekte trotz normaler Sehkraft zu erkennen. Eine Person mit visueller Agnosie kann beispielsweise die Form und Farbe eines Objekts beschreiben, es aber nicht identifizieren oder benennen. Diese Beeinträchtigung hat keinen Einfluss auf das Gesichtsfeld, die Sehschärfe, das Farbsehen, die Helligkeitsunterscheidung, die Sprache oder das Gedächtnis. Ein Beispiel für diese Erkrankung in einem sozialen Umfeld ist jemand bei einer Dinnerparty, der nach „diesem silbernen Ding mit dem runden Ende“ statt nach „dem Servierlöffel“ fragt.

Die visuelle Agnosie kann in zwei Untertypen eingeteilt werden: apperzeptive visuelle Agnosie und assoziative visuelle Agnosie. Personen mit apperzeptiver visueller Agnosie haben oft Schwierigkeiten, Objekte zu erkennen, zu zeichnen oder Figuren genau zu kopieren. Sie sind nicht in der Lage, die korrekten Formen von Objekten wahrzunehmen, obwohl ihr Wissen über die Objekte intakt bleibt. Beispielsweise sehen sie möglicherweise eine Reihe von Linien und Formen, erkennen diese aber nicht als Zeichnung eines Hauses.

Menschen mit assoziativer visueller Agnosie hingegen können Objekte zeichnen oder kopieren, aber nicht identifizieren, was sie gezeichnet haben. Sie nehmen die Form des Objekts richtig wahr und können es erkennen, wenn ihnen verbale oder taktile Informationen gegeben werden. Sie können das vollständig wahrgenommene visuelle Bild jedoch nicht mit früheren Erfahrungen verknüpfen, die ihnen helfen würden, das Objekt wiederzuerkennen. Sie könnten zum Beispiel ein Bild von einem Fahrrad genau zeichnen, aber anschließend nicht in der Lage sein, es als Fahrrad zu identifizieren.